Die digitale Analogie: Schach ist das perfekte Vehikel, um unsere digital überflutete Welt zum Stillstand zu bringen.
Schach hat in den letzten fünf Jahren einen Online-Boom erlebt, der niemanden kommen sah. Die Netflix-Serie "The Queen’s Gambit" spielte eine zentrale Rolle dabei, aber das ist nur die halbe Geschichte. Es gibt zwei widerstreitende Ursachen für den Plötzlichen Aufschwung des Schachspiels:
Zu einerseits ist es der Wandel hin zu einer überwiegend digitalen Kultur, ein perfektes Vehikel dafür, das Schachspiel flächendeckend zu verbreiten. Blitzschach ist der ideale Smartphone-Zeitvertreib, und während man früher im Kaffeehaus erst einmal nach einem Partner suchen musste, dem ungefähr der eigenen Spielstärke entspricht, steht dem Schach-Zocker heute zu jeder Tages- und Nachtzeit ein globaler Pool an geeigneten Gegnern zur Verfügung.
Aber zugleich bedient das Schachspiel auch das Bedürfnis nach einer Gegenwelt zum digitalen Überlastung. Ereignisse wie die Weltmeisterschaft im klassischen Schach sind heute augenscheinlich gerade deshalb so populär, weil sie ein entschleunigtes Refugium der Konzentration darstellen, das in unserer Kultur außerhalb von Klostermauern kaum noch irgendwo zu finden ist.
Schach profitiert von der immer umfassenderen Digitalisierung gleichermaßen wie von der Sehnsucht nach einem analogem Fokus aufs Wesentlich Langsame. Manchmal kollidieren diese beiden Welten für einen Moment: Wenn sich der Schach-Streamer und Top-Großmeister Hikaru Nakamura, wie kürzlich geschehen, nach einem Exhibition-Match den König von Weltmeister Gukesh krallt und ihn als Trophäe ins Publikum schleudert, bringt das auf TikTok & Co. ordentlich Klicks. Zugleich fühlen sich jene Kritiker bestätigt, die schon lange davor warnen, dass das Kulturgut Schach demnächst so weit banalisiert sein wird, dass das Spiel mit seiner Etikette auch seine Seele einbüßt.
Die Reibung und die aus ihr resultierenden Konflikte - von Betrugs-Skandalen über Kleiderordnungsverstöße bis zu durch die Luft fliegenden Königen - halten das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit wach und machen vielen Menschen so ganz einfach Lust, wieder einmal eine Partie zu spielen. Ein Nakamura weiß das, denn er lebt davon – und als Schach-Streamer mittlerweile erheblich lukrativer, denn als Nummer 2 der Weltrangliste, was er mit einer aktuellen Elozahl von 2816 nebenbei auch noch ist.
Schach ist die perfekte Gegenwelt zu unserem digitalen Überlastung. Es bietet ein Refugium der Konzentration und Langsamkeit, das in unserer Kultur außerhalb von Klostermauern kaum noch irgendwo zu finden ist.
Schach hat in den letzten fünf Jahren einen Online-Boom erlebt, der niemanden kommen sah. Die Netflix-Serie "The Queen’s Gambit" spielte eine zentrale Rolle dabei, aber das ist nur die halbe Geschichte. Es gibt zwei widerstreitende Ursachen für den Plötzlichen Aufschwung des Schachspiels:
Zu einerseits ist es der Wandel hin zu einer überwiegend digitalen Kultur, ein perfektes Vehikel dafür, das Schachspiel flächendeckend zu verbreiten. Blitzschach ist der ideale Smartphone-Zeitvertreib, und während man früher im Kaffeehaus erst einmal nach einem Partner suchen musste, dem ungefähr der eigenen Spielstärke entspricht, steht dem Schach-Zocker heute zu jeder Tages- und Nachtzeit ein globaler Pool an geeigneten Gegnern zur Verfügung.
Aber zugleich bedient das Schachspiel auch das Bedürfnis nach einer Gegenwelt zum digitalen Überlastung. Ereignisse wie die Weltmeisterschaft im klassischen Schach sind heute augenscheinlich gerade deshalb so populär, weil sie ein entschleunigtes Refugium der Konzentration darstellen, das in unserer Kultur außerhalb von Klostermauern kaum noch irgendwo zu finden ist.
Schach profitiert von der immer umfassenderen Digitalisierung gleichermaßen wie von der Sehnsucht nach einem analogem Fokus aufs Wesentlich Langsame. Manchmal kollidieren diese beiden Welten für einen Moment: Wenn sich der Schach-Streamer und Top-Großmeister Hikaru Nakamura, wie kürzlich geschehen, nach einem Exhibition-Match den König von Weltmeister Gukesh krallt und ihn als Trophäe ins Publikum schleudert, bringt das auf TikTok & Co. ordentlich Klicks. Zugleich fühlen sich jene Kritiker bestätigt, die schon lange davor warnen, dass das Kulturgut Schach demnächst so weit banalisiert sein wird, dass das Spiel mit seiner Etikette auch seine Seele einbüßt.
Die Reibung und die aus ihr resultierenden Konflikte - von Betrugs-Skandalen über Kleiderordnungsverstöße bis zu durch die Luft fliegenden Königen - halten das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit wach und machen vielen Menschen so ganz einfach Lust, wieder einmal eine Partie zu spielen. Ein Nakamura weiß das, denn er lebt davon – und als Schach-Streamer mittlerweile erheblich lukrativer, denn als Nummer 2 der Weltrangliste, was er mit einer aktuellen Elozahl von 2816 nebenbei auch noch ist.
Schach ist die perfekte Gegenwelt zu unserem digitalen Überlastung. Es bietet ein Refugium der Konzentration und Langsamkeit, das in unserer Kultur außerhalb von Klostermauern kaum noch irgendwo zu finden ist.